App-Monetarisierung 2025: Von Freemium bis Enterprise-Lizenzen
“Was soll die App kosten?” – Die wichtigste Frage, die viele zu spät stellen. Monetarisierung beginnt nicht beim Launch, sondern in der Discovery-Phase.
Als Software-Architektin mit 25+ Jahren Erfahrung zeige ich Ihnen, wie Sie Business-Apps richtig bepreisen: Enterprise-Lizenzen, Per-User/Device-Pricing, SLAs, Wartungsverträge – mit konkreten Zahlen aus Wächterkontrollsystemen, Inventur-Apps und NFC-Projekten.
🔔 WICHTIG: Alle Preise verstehen sich netto (zzgl. 19% USt.). DE-Sätze; Offshore/NE-EU abweichend.
Pricing-TL;DR (3 Entscheidungen)
B2B Default: Enterprise-Lizenz (15.000-80.000 €) + Wartungsvertrag (15-25% jährlich) Skalierung: Per-User (Büro-Apps: CRM, PM-Tools) / Per-Device (Scanner/Geräteflotten) SaaS: Nur bei Skalierung profitabel (10+ Kunden); Setup-Fee senkt Risiko
TL;DR – Die Essenz
| Monetarisierungsmodell | B2B-Eignung | Typische Preise | Beispiel |
|---|---|---|---|
| Enterprise-Lizenz (Einmalzahlung) | ✅ Hoch | 15.000-80.000 € | Wächterkontrollsystem für 50 Geräte |
| Per-User-Lizenz (jährlich) | ✅ Hoch | 200-800 €/User/Jahr | CRM, Projektmanagement-Tools |
| Per-Device-Lizenz (jährlich) | ✅ Hoch | 300-1.200 €/Gerät/Jahr | Inventur-Scanner, Field-Service-Apps |
| SaaS-Subscription (monatlich) | ✅ Mittel-Hoch | 50-500 €/Monat | Cloud-basierte Dashboards, Analytics |
| Wartungsvertrag (jährlich) | ✅ Pflicht | 15-25% der Entwicklungskosten | Bugfixes, OS-Updates, Security-Patches |
| White-Label-Lizenz | ✅ Hoch | 50.000-200.000 € | Partner verkauft App unter eigener Marke |
| Freemium + Paid-Upgrade | ⚠️ B2C-fokussiert (nur bei sehr vielen Nutzern) | Trial → 20-40% Conversion | Consumer-Apps, Spiele |
Goldene Regel: Bei B2B-Apps → Enterprise-Lizenz + Wartungsvertrag = stabilste Einnahmen.
Hinweis: Alle Preise netto, DACH-Bandbreiten, abhängig von Scope/Seniority.
B2B-Monetarisierungsmodelle im Detail
1. Enterprise-Lizenz (Einmalzahlung)
Prinzip: Kunde zahlt einmalig für unbegrenzte Nutzung (meistens mit zeitlich begrenztem Support).
Vorteile:
- ✅ Hohe Einmalzahlung (15.000-80.000 €)
- ✅ Planbare Einnahmen (sofort nach Abnahme)
- ✅ Kunde besitzt App (On-Premise-Deployment möglich)
- ✅ Keine laufenden Server-Kosten (Kunde hostet selbst)
Nachteile:
- ❌ Keine wiederkehrenden Einnahmen (außer Wartung)
- ❌ Support-Aufwand unbegrenzt (wenn nicht vertraglich limitiert)
- ❌ Updates optional (Kunde kann Wartung ablehnen)
Typische Struktur:
Lizenz: 50.000 € (Einmalzahlung)
+ Wartung (optional): 10.000 €/Jahr (20% der Lizenz)
+ Support: Ticket-basiert oder Pauschal 3.000-5.000 €/Jahr
Use Cases:
- Wächterkontrollsysteme (50 Geräte, On-Premise)
- Inventur-Scanner (100+ Scanner, keine Cloud gewünscht)
- Healthcare-Apps (DSGVO: Daten bleiben in Firma)
Preisberechnung:
Entwicklungskosten: 80.000 €
Gewinnmarge: 30-50%
→ Lizenzpreis: 104.000-120.000 €
Bei mehreren Kunden:
3 Kunden → Entwicklung 1× bezahlt, 2× Gewinn
→ Lizenz: 60.000-80.000 € (günstiger, weil Skalierung)
2. Per-User-Lizenz (jährlich)
Prinzip: Kunde zahlt pro aktiven User, meist jährlich.
Vorteile:
- ✅ Wiederkehrende Einnahmen (planbar)
- ✅ Skalierbar (mehr User = mehr Umsatz)
- ✅ Faire Preisgestaltung (Kunde zahlt nur für Nutzung)
Nachteile:
- ❌ Umsatz schwankt (Kunden kündigen User)
- ❌ Lizenz-Verwaltung nötig (Backend, User-Management)
- ❌ Churn-Risiko (Kunden wechseln zu Konkurrenz)
Typische Preise:
| User-Anzahl | Preis/User/Jahr | Rabatt | Beispiel |
|---|---|---|---|
| 1-10 User | 800 €/Jahr | 0% | Kleine Firmen |
| 11-50 User | 600 €/Jahr | 25% | Mittelstand |
| 51-200 User | 400 €/Jahr | 50% | Enterprise |
| 200+ User | Verhandlung | Custom | Konzerne |
Use Cases:
- CRM-Systeme (Vertriebsteam)
- Projektmanagement-Tools (Team-Collaboration)
- Field-Service-Apps (Techniker-Außendienst)
Per-User vs. Per-Device: Büro-Software → Per-User (klare User-Zuordnung); Geräteflotten/Scanner → Per-Device (klarere Kostenstelle, weniger Streit bei BYOD).
Preisberechnung:
Entwicklungskosten: 60.000 €
Ziel: ROI in 2 Jahren bei 50 Usern
50 User × 600 €/Jahr = 30.000 €/Jahr
→ Nach 2 Jahren: 60.000 € Break-Even
→ Ab Jahr 3: Gewinn (minus Wartung 10.000 €/Jahr)
3. Per-Device-Lizenz (jährlich)
Prinzip: Kunde zahlt pro Gerät (Smartphone, Tablet, Scanner).
Vorteile:
- ✅ Besser für Hardware-Apps (Scanner, Field-Devices)
- ✅ Einfache Abrechnung (Device-IDs tracken)
- ✅ Höhere Preise (Device teurer als User)
Nachteile:
- ❌ Device-Tracking nötig (Lizenz-Server)
- ❌ BYOD-Probleme (Bring-Your-Own-Device: Gerätebindung via Lizenz-Token + Device Fingerprint löst das)
Typische Preise:
| Device-Typ | Preis/Gerät/Jahr | Beispiel |
|---|---|---|
| Smartphone (Standard) | 300-500 €/Jahr | Field-Service-App |
| Rugged-Tablet (Industrie) | 600-1.200 €/Jahr | Inventur-Scanner |
| Specialized Hardware (NFC-Reader) | 1.000-2.000 €/Jahr | Zugangskontrolle |
Use Cases:
- Inventur-Scanner (100 Geräte im Lager)
- Wächterkontrolle (50 Smartphones für Wächter)
- Field-Service (Techniker mit Rugged-Tablets)
Preisberechnung:
Entwicklungskosten: 72.000 €
50 Geräte × 800 €/Jahr = 40.000 €/Jahr
→ ROI nach 1,8 Jahren
→ Wartung: 12.000 €/Jahr (15%)
→ Nettogewinn ab Jahr 2: 28.000 €/Jahr
4. SaaS-Subscription (monatlich/jährlich)
Prinzip: Kunde zahlt monatlich für Cloud-Zugriff (keine Einmalzahlung).
Vorteile:
- ✅ Wiederkehrende Einnahmen (MRR = Monthly Recurring Revenue)
- ✅ Niedrige Einstiegshürde (50-200 €/Monat statt 50k Einmalzahlung)
- ✅ Automatische Updates (Kunde immer auf neuester Version)
- ✅ Server-Kosten umgelegt (Teil des Subscription-Preises)
Nachteile:
- ❌ Laufende Server-Kosten (AWS/Azure/Hetzner)
- ❌ Churn-Management (Kunden kündigen)
- ❌ Support-Last (24/7-Verfügbarkeit erwartet)
Typische Preise:
| Plan | Preis/Monat | Features | Zielgruppe |
|---|---|---|---|
| Starter | 50-100 € | 5 User, Basic-Features | Freelancer, Klein-Firmen |
| Professional | 200-400 € | 20 User, Premium-Features | Mittelstand |
| Enterprise | 500-2.000 € | Unlimited User, Custom-SLAs | Konzerne |
Use Cases:
- Analytics-Dashboards (Business-Intelligence)
- Cloud-CRM (Salesforce-Alternative)
- Monitoring-Tools (Sentry, DataDog-Style)
Preisberechnung:
Entwicklungskosten: 80.000 €
Server-Kosten: 300 €/Monat
Support: 2 Tage/Monat = 2.400 €/Monat
Ziel: 50 Kunden (Professional-Plan)
50 × 300 €/Monat = 15.000 €/Monat (MRR)
→ ARR (Annual Recurring Revenue): 180.000 €
- Server: 300 €/Monat
- Support: 2.400 €/Monat
= 12.300 €/Monat Gewinn (vor Steuern)
ROI: 80.000 € / 12.300 € = 6,5 Monate
Hinweis: SaaS-Serverkosten meist 1-5% vom Umsatz bei gesundem ARPU (Average Revenue Per User).
5. Wartungsvertrag (jährlich)
Prinzip: Kunde zahlt jährlich für Bugfixes, OS-Updates, Security-Patches.
WICHTIG: Bei Enterprise-Lizenz ist Wartung in den ersten 12-36 Monaten verpflichtend (verhindert Support-Hölle: Kunde kauft Lizenz ohne Wartung → iOS 18 kommt → App crasht → “Das ist Erpressung!”).
Vorteile:
- ✅ Planbare Einnahmen (wiederkehrend)
- ✅ Support budgetiert (nicht unbegrenzt)
- ✅ Kunde bleibt aktuell (iOS/Android-Updates)
Nachteile:
- ❌ Wartungsaufwand variiert (iOS 18 → mehr Arbeit als iOS 17.5)
- ❌ Kunde kann kündigen (dann: App veraltet)
Typische Struktur:
| Wartungspaket | Preis/Jahr | Leistungen |
|---|---|---|
| Basic | 10-15% der Lizenz | Bugfixes (Critical), OS-Updates (Major) |
| Standard | 15-20% der Lizenz | + Feature-Requests (Minor), Security-Patches |
| Premium | 20-25% der Lizenz | + SLA (24h Response), Hotline-Support |
Beispiel:
Lizenz: 60.000 €
Wartung (Standard): 20% = 12.000 €/Jahr
Leistungen:
- Bugfixes (Critical/High innerhalb 48h)
- OS-Updates (iOS/Android Major-Versionen)
- Security-Patches (bei Bedarf)
- 2 Feature-Requests/Jahr (je max. 2 Entwicklertage)
Realität-Check:
Wartung: 12.000 €/Jahr
Tatsächlicher Aufwand (Durchschnitt):
- iOS/Android-Updates: 5-8 Tage/Jahr = 6.000-9.000 €
- Bugfixes: 2-4 Tage/Jahr = 2.400-4.800 €
- Security-Patches: 1-2 Tage/Jahr = 1.200-2.400 €
Gesamt: 9.600-16.200 €/Jahr
→ Manche Jahre Gewinn, manche Break-Even
→ Über 3 Jahre: meist Break-Even bis leichter Gewinn
6. White-Label-Lizenz
Prinzip: Partner kauft App und verkauft sie unter eigener Marke weiter.
Vorteile:
- ✅ Sehr hohe Einmalzahlung (50.000-200.000 €)
- ✅ Skalierung ohne eigenen Vertrieb (Partner übernimmt Sales)
- ✅ Wiederkehrende Einnahmen (Partner zahlt pro verkaufte Lizenz)
Nachteile:
- ❌ Partner-Management aufwändig (Schulung, Support)
- ❌ Marken-Kontrolle weg (Partner kann App “verbrennen”; Brand-Guardrails & Release-Freigaben vertraglich fixieren)
- ❌ Revenue-Share komplex (Abrechnungsmodelle)
Typische Struktur:
White-Label-Lizenz: 80.000-150.000 € (Einmalzahlung)
+ Revenue-Share: 15-30% pro verkaufte End-Lizenz
oder
+ Jährliche Partner-Gebühr: 10.000-20.000 €/Jahr
Use Cases:
- Security-Firmen (Wächterkontrolle als White-Label)
- IT-Systemhäuser (CRM/ERP-Apps weiterverkaufen)
- Branchen-Verbände (Standard-App für Mitglieder)
Beispiel:
Partner A kauft White-Label-Lizenz: 100.000 €
Partner verkauft App 10× à 25.000 € = 250.000 €
Revenue-Share (20%): 50.000 €
Deine Einnahmen: 100.000 € + 50.000 € = 150.000 €
Partner-Gewinn: 100.000 € (nach Abzug deiner Share)
Real Cases: Monetarisierung in der Praxis
Case 1: Wächterkontrollsystem (Enterprise-Lizenz)
Projekt:
- GPS-Tracking, QR/NFC-Check-Ins, Totmann-Feature
- 50 Geräte (Smartphones für Wächter)
- On-Premise-Deployment (Daten bleiben in Firma)
Entwicklungskosten: 85.000 €
Monetarisierungsstrategie:
Enterprise-Lizenz (50 Geräte): 95.000 € (Einmalzahlung)
+ Wartungsvertrag (Jahr 1-3): 18.000 €/Jahr (19%)
Einnahmen Jahr 1: 95.000 € + 18.000 € = 113.000 €
Einnahmen Jahr 2-3: je 18.000 €
Gesamt 3 Jahre: 149.000 €
Gewinn: 64.000 € (nach Abzug Entwicklung + Wartungsaufwand)
Preisrechtfertigung:
- Entwicklung: 85.000 €
- Gewinnmarge: 12% (auf Lizenz)
- Wartung: kostendeckend (Aufwand ~15.000 €/Jahr)
Learnings:
- ✅ Kunde wollte On-Premise → Enterprise-Lizenz perfekt
- ✅ Wartungsvertrag = planbare Einnahmen
- ⚠️ Wartungsaufwand höher als erwartet (iOS 17 → 18 Migration = 6 Tage statt 3)
Case 2: Inventur-Scanner (Per-Device-Lizenz)
Projekt:
- Barcode/RFID-Scanner
- Offline-First (SQLite)
- 100 Scanner-Geräte im Lager
Entwicklungskosten: 72.000 €
Monetarisierungsstrategie:
Per-Device-Lizenz: 800 €/Gerät/Jahr
100 Geräte × 800 € = 80.000 €/Jahr
+ Wartung: 12.000 €/Jahr (15%)
Einnahmen Jahr 1: 80.000 € + 12.000 € = 92.000 €
ROI: 72.000 € / 92.000 € = 0,78 Jahre (9,4 Monate!)
Gewinn ab Jahr 2: 80.000 € - 12.000 € (Wartung) - 10.000 € (Support) = 58.000 €/Jahr
Preisrechtfertigung:
- Vergleich: Hardware-Scanner kosten 2.000-5.000 € (Einmalzahlung)
- 800 €/Jahr für Software = günstig (Hardware amortisiert sich in 3-6 Jahren)
- Kunde spart: Keine Capex, nur Opex (steuerlich besser)
Learnings:
- ✅ Per-Device einfacher als Per-User (klare Device-IDs)
- ✅ Kunde akzeptiert höhere Preise (weil Hardware-Ersparnis)
- ⚠️ Lizenz-Server nötig (Aufwand: +3.000 €)
Case 3: Mensa-NFC-App (SaaS-Subscription)
Projekt:
- NFC-Check-in für 2.000 Studenten
- Cloud-Backend (Master-Slave-Setup)
- Analytics-Dashboard für Mensaleitung
Entwicklungskosten: 45.000 €
Monetarisierungsstrategie:
SaaS-Subscription: 400 €/Monat (Professional-Plan)
+ Setup-Fee (Einmalzahlung): 5.000 €
Einnahmen Jahr 1: 5.000 € + (12 × 400 €) = 9.800 €
Einnahmen Jahr 2-3: je 4.800 €
Gesamt 3 Jahre: 19.400 €
Server-Kosten 3 Jahre: 3.600 € (100 €/Monat)
Netto: 15.800 €
Gewinn: 15.800 € - 45.000 € = -29.200 € (Verlust!)
Problem: ROI zu lang (>7 Jahre bei 1 Kunde).
Lösung: Skalierung
10 Mensen × 400 €/Monat = 4.000 €/Monat = 48.000 €/Jahr
- Server: 300 €/Monat = 3.600 €/Jahr
- Support: 1 Tag/Monat = 14.400 €/Jahr
Netto: 30.000 €/Jahr
ROI: 45.000 € / 30.000 € = 1,5 Jahre ✅
Learnings:
- ⚠️ SaaS funktioniert nur bei Skalierung (mehrere Kunden)
- ✅ Setup-Fee reduziert Risiko (Erstentwicklung teilweise gedeckt)
- ✅ Wartung inkludiert (keine separaten Verträge)
Pricing-Strategien: Wie viel kann ich verlangen?
1. Value-Based Pricing (empfohlen für B2B)
Prinzip: Preis basiert auf Kundenwert, nicht auf Kosten.
Formel (sichtbar):
Preis ≈ (jährliche Kundenersparnis × 0,5…0,8) bei 12–24 Monaten ROI-Ziel
Detailliertes Beispiel Inventur-Scanner:
Kundenersparnis / ROI-Zeit = maximaler Preis
Beispiel Inventur-Scanner:
- Manuelle Inventur: 5 Mitarbeiter × 3 Tage × 200 €/Tag = 3.000 €
- Mit App: 2 Mitarbeiter × 1 Tag × 200 €/Tag = 400 €
Ersparnis: 2.600 € pro Inventur
Bei 4 Inventuren/Jahr: 10.400 € Ersparnis
→ Maximaler Preis (1 Jahr ROI): ~10.000 €
→ Realistischer Preis (2 Jahre ROI): ~5.000 €/Jahr
Vorteile:
- ✅ Höhere Preise möglich (wenn ROI nachweisbar)
- ✅ Kunde zahlt gerne (weil Mehrwert klar)
Nachteile:
- ❌ ROI schwer zu beweisen (subjektive Faktoren)
- ❌ Verhandlungen aufwändig
2. Cost-Plus Pricing (einfach, aber riskant)
Prinzip: Entwicklungskosten + Gewinnmarge.
Formel (Untergrenze):
Mindestpreis = Entwicklung × 1,3–1,5 (Marge & Risiko)
→ Nie darunter pitchen!
Detailliert:
Entwicklungskosten × (1 + Gewinnmarge) = Preis
Beispiel:
Entwicklung: 60.000 €
Gewinnmarge: 50%
Preis: 60.000 € × 1,5 = 90.000 €
Vorteile:
- ✅ Einfach zu berechnen
- ✅ Gewinn garantiert
Nachteile:
- ❌ Ignoriert Kundenwert (kann zu günstig sein!)
- ❌ Bei Skalierung: Gewinn zu hoch (oder zu niedrig)
Best Practice: Nur als Untergrenze nutzen (nie billiger als Cost-Plus).
3. Competitor-Based Pricing
Prinzip: Preis orientiert sich an Konkurrenz.
Formel:
Konkurrenz-Preis ± Differenzierung = dein Preis
Beispiel:
Konkurrenz: Inventur-Scanner-App für 1.200 €/Gerät/Jahr
Deine App: Bessere Offline-Funktionalität + SQLite
Preis: 1.000 €/Gerät/Jahr (17% günstiger, aber Feature-Vorteil)
Vorteile:
- ✅ Marktgerecht (Kunde kann vergleichen)
- ✅ Einfach zu argumentieren
Nachteile:
- ❌ Race-to-the-Bottom (Preiskrieg)
- ❌ Deine Kosten ignoriert
Best Practice: Nur wenn Konkurrenz direkt vergleichbar ist (gleiche Features).
Vertragsmodelle: SLAs, AVV, Wartung
SLA (Service Level Agreement)
Was ist ein SLA?
Vertragliche Zusage über:
- Response-Zeit (wie schnell wird Support-Ticket beantwortet?)
- Uptime (wie viel Prozent Verfügbarkeit?)
- Fix-Zeit (wie schnell wird Bug behoben?)
Typische SLAs:
| Ticket-Priorität | Response-Zeit | Fix-Zeit | Beispiel |
|---|---|---|---|
| Critical (App crasht) | 4 Stunden | 24 Stunden | Login funktioniert nicht |
| High (Feature kaputt) | 24 Stunden | 72 Stunden | Export-Button crasht |
| Medium (UX-Bug) | 72 Stunden | 2 Wochen | Button verschoben |
| Low (Kosmetik) | 1 Woche | Best-Effort | Tippfehler in Text |
Uptime-SLA:
99,9% Uptime = 8,76 Stunden Downtime/Jahr
99,5% Uptime = 43,8 Stunden Downtime/Jahr
99,0% Uptime = 87,6 Stunden Downtime/Jahr
Pricing:
Wartung ohne SLA: 12.000 €/Jahr (15%)
Wartung mit SLA (99,5%): 16.000 €/Jahr (20%)
Wartung mit SLA (99,9%): 20.000 €/Jahr (25%)
SLA-Aufpreis-Erklärung: Der Aufpreis korreliert mit 24/7-Rufbereitschaft & Uptime-SLO – nicht mit Featureumfang.
AVV (Auftragsverarbeitungsvertrag)
Wann Pflicht?
Bei personenbezogenen Daten (DSGVO Art. 28).
Was regelt AVV?
- Datenschutz-Verantwortlichkeiten
- Technische/organisatorische Maßnahmen (TOMs)
- Sub-Auftragsverarbeiter (z.B. AWS, Hetzner)
- Löschkonzept
Kosten:
AVV-Erstellung: 0 € (Standard-Vorlage)
Rechtsanwalt-Review: 500-1.500 € (einmalig)
DSGVO-Audit (extern): 2.000-5.000 € (optional)
Tipp: AVV ist Standard bei B2B-Apps. Immer mitliefern.
Wartungsvertrag-Template
Mindest-Inhalte:
1. Laufzeit: 1 Jahr, automatische Verlängerung (3 Monate Kündigungsfrist)
2. Leistungen:
- OS-Updates (iOS/Android Major-Versionen)
- Bugfixes (Critical/High innerhalb SLA)
- Security-Patches (bei Bedarf)
- 2 Feature-Requests/Jahr (je max. 2 Tage)
3. Nicht inkludiert:
- Neue Features (>2 Tage Aufwand = Change Request zum Stundensatz)
- Design-Änderungen
- Integration neuer APIs
4. SLA (optional): 24h Response bei Critical-Bugs
5. Preis: 12.000 €/Jahr (netto, Zahlung jährlich im Voraus)
6. Preisanpassung: Indexierung bis 5%/Jahr (Inflationsausgleich)
Freemium & Trial: Einstieg für Enterprise
Freemium funktioniert NICHT bei B2B – außer als Lead-Generator.
Trial-Strategie (empfohlen)
Prinzip: Kostenlose Testphase (14-30 Tage) → dann Kauf.
Best Practices:
- ✅ Kreditkarte NICHT vorher (reduziert Friction)
- ✅ Feature-Limits (z.B. 5 User, 100 Scans)
- ✅ Automatisches Onboarding (User sieht Wert sofort)
- ✅ Sales-Call nach 7 Tagen (hilft bei Conversion)
Conversion-Raten:
| Trial-Design | Conversion-Rate | Tipps |
|---|---|---|
| Self-Service Trial (kein Kontakt) | 5-10% | Für SaaS (niedriger Preis) |
| Sales-Assisted Trial (Demo-Call) | 20-40% | Für Enterprise (hoher Preis) |
| Freemium → Paid | 2-5% | Nur bei sehr vielen Usern (10.000+) |
Beispiel Sales-Assisted Trial:
Tag 1: User registriert sich → bekommt Trial-Zugang (30 Tage)
Tag 3: Automated E-Mail: "Wie läuft's? Hier sind Tipps!"
Tag 7: Sales-Call: "Wollen Sie eine Demo? Haben Sie Fragen?"
Tag 14: Reminder: "Noch 16 Tage Trial. Interesse an Kauf?"
Tag 28: Finale Reminder: "Trial läuft morgen aus. Jetzt kaufen?"
Tag 30: Trial endet → App read-only (oder komplett gesperrt)
Conversion: 30-40% bei aktiven Usern (die App wirklich nutzen).
Häufige Pricing-Fehler
Fehler 1: Zu günstig (aus Angst)
Problem: “Konkurrenz nimmt 500 €, ich nehme 300 €” → Race-to-the-Bottom.
Realität:
Entwicklung: 60.000 €
Preis: 300 €/Jahr
ROI: 60.000 / 300 = 200 Kunden nötig (!)
Bei 500 €: 120 Kunden nötig
Bei 1.000 €: 60 Kunden nötig
Lösung: Value-Based Pricing – Preis an Kundenwert orientieren, nicht an Angst.
Fehler 2: Keine Wartung mitverkauft
Problem: Kunde kauft Lizenz, lehnt Wartung ab → iOS 18 kommt → App crasht → Support-Hölle.
Realität:
Lizenz ohne Wartung: 50.000 €
iOS 18 kommt → App crasht
Kunde ruft an: "Fixe das!"
Du: "Kein Wartungsvertrag → 150 €/Stunde"
Kunde: "Das ist Erpressung!"
→ Konflikt, schlechte Reviews
Lösung: Wartung Pflicht für erste 1-3 Jahre (im Lizenzpreis inkludiert oder separat).
Fehler 3: Unbegrenzte Support-Leistungen
Problem: “Support inkludiert” ohne SLA → Kunde ruft 50× an → du arbeitest umsonst.
Lösung:
Wartungsvertrag mit klaren Grenzen:
- Bugfixes: Ja (Critical/High)
- Feature-Requests: Max. 2×/Jahr (je 2 Tage)
- Support-Calls: Max. 4 Stunden/Quartal
- Darüber hinaus: 150 €/Stunde
Fehler 4: Keine Preiserhöhungen
Problem: Inflation 3%/Jahr → deine Kosten steigen → Preis bleibt → Gewinn schrumpft.
Lösung:
Wartungsvertrag: "Preis kann jährlich um max. 5% steigen (Inflationsausgleich)"
Lizenz-Preise: Jährlich prüfen, ggf. anpassen (bei Neukunden)
Kostenaufschlüsselung: Was kostet Entwicklung vs. was kann ich verlangen?
Entwicklungskosten (typisch)
| App-Typ | Entwicklung | Wartung (Jahr 1) | Gesamt |
|---|---|---|---|
| MVP (3-5 Features) | 20.000-40.000 € | 3.000-6.000 € | 23.000-46.000 € |
| Standard Business-App | 50.000-90.000 € | 8.000-18.000 € | 58.000-108.000 € |
| Komplexe App (Hardware, Offline) | 80.000-150.000 € | 15.000-30.000 € | 95.000-180.000 € |
Verkaufspreise (Empfehlungen)
| App-Typ | Enterprise-Lizenz | Per-User (50 User, jährlich) | SaaS (monatlich) |
|---|---|---|---|
| MVP | 30.000-60.000 € | 400-800 €/User → 20.000-40.000 € | 200-500 €/Monat |
| Standard Business-App | 70.000-130.000 € | 600-1.200 €/User → 30.000-60.000 € | 400-1.200 €/Monat |
| Komplexe App | 120.000-220.000 € | 800-1.500 €/User → 40.000-75.000 € | 800-2.500 €/Monat |
Gewinnmarge: 30-50% (nach Entwicklung + 3 Jahre Wartung).
Checkliste: Monetarisierungsstrategie definieren
Vor Projektstart
- Zielgruppe definiert: B2B oder B2C? Enterprise oder KMU?
- Use Case analysiert: Welchen Wert bringt die App? (ROI berechnen)
- Konkurrenz recherchiert: Was verlangen andere? (Competitor-Pricing)
- Monetarisierungsmodell gewählt: Lizenz, Per-User, Per-Device, SaaS?
- Wartungsvertrag geplant: Wie viel %? Welche Leistungen?
Pricing-Strategie
- Value-Based Pricing: ROI-Kalkulation gemacht? (Kundenersparnis)
- Cost-Plus als Untergrenze: Entwicklung × 1,3-1,5 = Mindestpreis
- Competitor-Pricing: Marktpreise gecheckt (zu teuer/zu günstig?)
- Gewinnmarge realistisch: 30-50% nach 3 Jahren?
Vertragsmodelle
- SLA definiert: Response-Zeiten, Fix-Zeiten, Uptime?
- AVV vorbereitet: Bei personenbezogenen Daten Pflicht (DSGVO)
- Wartungsvertrag-Template: Laufzeit, Leistungen, Preis?
- Kündigungsfristen: 3-6 Monate (Standard bei B2B)
- Preisanpassung: Indexierung bis 5%/Jahr (Inflationsausgleich) vertraglich fixiert
Nach Launch
- Pricing testen: Conversion-Rate messen (Trial → Kauf)
- Churn analysieren: Wie viele Kunden kündigen? Warum?
- Upselling: Können Kunden auf höheren Plan upgraden?
- Preis-Anpassungen: Jährlich prüfen (Inflation, Marktwert)
Fazit: Monetarisierung ist Strategie, kein Zufall
Die wichtigsten Learnings:
- ✅ Monetarisierung in Discovery-Phase planen (nicht beim Launch)
- ✅ B2B: Enterprise-Lizenz + Wartungsvertrag = stabilste Einnahmen
- ✅ Value-Based Pricing (ROI für Kunde nachweisen)
- ✅ SaaS funktioniert nur bei Skalierung (viele Kunden nötig)
- ✅ Wartung immer mitverkaufen (sonst Support-Hölle)
- ✅ SLAs schützen dich (begrenzte Support-Leistungen)
- ✅ Preiserhöhungen einplanen (Inflationsausgleich)
Goldene Regel: Preis = Kundenwert, nicht deine Kosten. Wer 10.000 € Ersparnis bringt, darf 5.000 € kosten.
Lassen Sie uns über Ihre Monetarisierungsstrategie sprechen
Sie wissen nicht, was Ihre App kosten soll? In einem kostenlosen Erstgespräch (30 Min):
- ✅ Analysieren wir den Kundenwert (ROI-Kalkulation)
- ✅ Definieren wir das optimale Monetarisierungsmodell (Lizenz, Per-User, SaaS)
- ✅ Berechnen wir realistische Preise (Value-Based + Competitor-Check)
- ✅ Klären wir Vertragsmodelle (SLA, AVV, Wartung)
Keine Buzzwords, keine Fantasie-Zahlen – nur ehrliche Einschätzung aus 25+ Jahren Praxis.
Weitere hilfreiche Artikel:
- App-Entwicklung Kosten: Was kostet Entwicklung wirklich?
- Business-App-Entwicklung: ROI berechnen
- MVP-Entwicklung: Günstig starten, später skalieren
- App-Wartung & Support: Was kostet laufender Support?
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