Business & Strategie 6. Oktober 2025 14 min Lesezeit

App-Monetarisierung 2025: Von Freemium bis Enterprise-Lizenzen

App-Monetarisierung für B2B: Enterprise-Lizenzen, Per-User/Device-Pricing, SLAs, Wartungsverträge. Real Cases: Wächterkontrolle, Inventur, NFC. Kosten vs. Preise.

Carola Schulte, App-Entwicklerin
Carola Schulte, App-Entwicklerin
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App-Monetarisierung 2025: Von Freemium bis Enterprise-Lizenzen

“Was soll die App kosten?” – Die wichtigste Frage, die viele zu spät stellen. Monetarisierung beginnt nicht beim Launch, sondern in der Discovery-Phase.

Als Software-Architektin mit 25+ Jahren Erfahrung zeige ich Ihnen, wie Sie Business-Apps richtig bepreisen: Enterprise-Lizenzen, Per-User/Device-Pricing, SLAs, Wartungsverträge – mit konkreten Zahlen aus Wächterkontrollsystemen, Inventur-Apps und NFC-Projekten.

🔔 WICHTIG: Alle Preise verstehen sich netto (zzgl. 19% USt.). DE-Sätze; Offshore/NE-EU abweichend.


Pricing-TL;DR (3 Entscheidungen)

B2B Default: Enterprise-Lizenz (15.000-80.000 €) + Wartungsvertrag (15-25% jährlich) Skalierung: Per-User (Büro-Apps: CRM, PM-Tools) / Per-Device (Scanner/Geräteflotten) SaaS: Nur bei Skalierung profitabel (10+ Kunden); Setup-Fee senkt Risiko


TL;DR – Die Essenz

MonetarisierungsmodellB2B-EignungTypische PreiseBeispiel
Enterprise-Lizenz (Einmalzahlung)✅ Hoch15.000-80.000 €Wächterkontrollsystem für 50 Geräte
Per-User-Lizenz (jährlich)✅ Hoch200-800 €/User/JahrCRM, Projektmanagement-Tools
Per-Device-Lizenz (jährlich)✅ Hoch300-1.200 €/Gerät/JahrInventur-Scanner, Field-Service-Apps
SaaS-Subscription (monatlich)✅ Mittel-Hoch50-500 €/MonatCloud-basierte Dashboards, Analytics
Wartungsvertrag (jährlich)✅ Pflicht15-25% der EntwicklungskostenBugfixes, OS-Updates, Security-Patches
White-Label-Lizenz✅ Hoch50.000-200.000 €Partner verkauft App unter eigener Marke
Freemium + Paid-Upgrade⚠️ B2C-fokussiert (nur bei sehr vielen Nutzern)Trial → 20-40% ConversionConsumer-Apps, Spiele

Goldene Regel: Bei B2B-Apps → Enterprise-Lizenz + Wartungsvertrag = stabilste Einnahmen.

Hinweis: Alle Preise netto, DACH-Bandbreiten, abhängig von Scope/Seniority.


B2B-Monetarisierungsmodelle im Detail

1. Enterprise-Lizenz (Einmalzahlung)

Prinzip: Kunde zahlt einmalig für unbegrenzte Nutzung (meistens mit zeitlich begrenztem Support).

Vorteile:

  • Hohe Einmalzahlung (15.000-80.000 €)
  • Planbare Einnahmen (sofort nach Abnahme)
  • Kunde besitzt App (On-Premise-Deployment möglich)
  • Keine laufenden Server-Kosten (Kunde hostet selbst)

Nachteile:

  • Keine wiederkehrenden Einnahmen (außer Wartung)
  • Support-Aufwand unbegrenzt (wenn nicht vertraglich limitiert)
  • Updates optional (Kunde kann Wartung ablehnen)

Typische Struktur:

Lizenz: 50.000 € (Einmalzahlung)
+ Wartung (optional): 10.000 €/Jahr (20% der Lizenz)
+ Support: Ticket-basiert oder Pauschal 3.000-5.000 €/Jahr

Use Cases:

  • Wächterkontrollsysteme (50 Geräte, On-Premise)
  • Inventur-Scanner (100+ Scanner, keine Cloud gewünscht)
  • Healthcare-Apps (DSGVO: Daten bleiben in Firma)

Preisberechnung:

Entwicklungskosten: 80.000 €
Gewinnmarge: 30-50%
→ Lizenzpreis: 104.000-120.000 €

Bei mehreren Kunden:
3 Kunden → Entwicklung 1× bezahlt, 2× Gewinn
→ Lizenz: 60.000-80.000 € (günstiger, weil Skalierung)

2. Per-User-Lizenz (jährlich)

Prinzip: Kunde zahlt pro aktiven User, meist jährlich.

Vorteile:

  • Wiederkehrende Einnahmen (planbar)
  • Skalierbar (mehr User = mehr Umsatz)
  • Faire Preisgestaltung (Kunde zahlt nur für Nutzung)

Nachteile:

  • Umsatz schwankt (Kunden kündigen User)
  • Lizenz-Verwaltung nötig (Backend, User-Management)
  • Churn-Risiko (Kunden wechseln zu Konkurrenz)

Typische Preise:

User-AnzahlPreis/User/JahrRabattBeispiel
1-10 User800 €/Jahr0%Kleine Firmen
11-50 User600 €/Jahr25%Mittelstand
51-200 User400 €/Jahr50%Enterprise
200+ UserVerhandlungCustomKonzerne

Use Cases:

  • CRM-Systeme (Vertriebsteam)
  • Projektmanagement-Tools (Team-Collaboration)
  • Field-Service-Apps (Techniker-Außendienst)

Per-User vs. Per-Device: Büro-Software → Per-User (klare User-Zuordnung); Geräteflotten/Scanner → Per-Device (klarere Kostenstelle, weniger Streit bei BYOD).

Preisberechnung:

Entwicklungskosten: 60.000 €
Ziel: ROI in 2 Jahren bei 50 Usern

50 User × 600 €/Jahr = 30.000 €/Jahr
→ Nach 2 Jahren: 60.000 € Break-Even
→ Ab Jahr 3: Gewinn (minus Wartung 10.000 €/Jahr)

3. Per-Device-Lizenz (jährlich)

Prinzip: Kunde zahlt pro Gerät (Smartphone, Tablet, Scanner).

Vorteile:

  • Besser für Hardware-Apps (Scanner, Field-Devices)
  • Einfache Abrechnung (Device-IDs tracken)
  • Höhere Preise (Device teurer als User)

Nachteile:

  • Device-Tracking nötig (Lizenz-Server)
  • BYOD-Probleme (Bring-Your-Own-Device: Gerätebindung via Lizenz-Token + Device Fingerprint löst das)

Typische Preise:

Device-TypPreis/Gerät/JahrBeispiel
Smartphone (Standard)300-500 €/JahrField-Service-App
Rugged-Tablet (Industrie)600-1.200 €/JahrInventur-Scanner
Specialized Hardware (NFC-Reader)1.000-2.000 €/JahrZugangskontrolle

Use Cases:

  • Inventur-Scanner (100 Geräte im Lager)
  • Wächterkontrolle (50 Smartphones für Wächter)
  • Field-Service (Techniker mit Rugged-Tablets)

Preisberechnung:

Entwicklungskosten: 72.000 €
50 Geräte × 800 €/Jahr = 40.000 €/Jahr
→ ROI nach 1,8 Jahren
→ Wartung: 12.000 €/Jahr (15%)
→ Nettogewinn ab Jahr 2: 28.000 €/Jahr

4. SaaS-Subscription (monatlich/jährlich)

Prinzip: Kunde zahlt monatlich für Cloud-Zugriff (keine Einmalzahlung).

Vorteile:

  • Wiederkehrende Einnahmen (MRR = Monthly Recurring Revenue)
  • Niedrige Einstiegshürde (50-200 €/Monat statt 50k Einmalzahlung)
  • Automatische Updates (Kunde immer auf neuester Version)
  • Server-Kosten umgelegt (Teil des Subscription-Preises)

Nachteile:

  • Laufende Server-Kosten (AWS/Azure/Hetzner)
  • Churn-Management (Kunden kündigen)
  • Support-Last (24/7-Verfügbarkeit erwartet)

Typische Preise:

PlanPreis/MonatFeaturesZielgruppe
Starter50-100 €5 User, Basic-FeaturesFreelancer, Klein-Firmen
Professional200-400 €20 User, Premium-FeaturesMittelstand
Enterprise500-2.000 €Unlimited User, Custom-SLAsKonzerne

Use Cases:

  • Analytics-Dashboards (Business-Intelligence)
  • Cloud-CRM (Salesforce-Alternative)
  • Monitoring-Tools (Sentry, DataDog-Style)

Preisberechnung:

Entwicklungskosten: 80.000 €
Server-Kosten: 300 €/Monat
Support: 2 Tage/Monat = 2.400 €/Monat

Ziel: 50 Kunden (Professional-Plan)
50 × 300 €/Monat = 15.000 €/Monat (MRR)
→ ARR (Annual Recurring Revenue): 180.000 €

- Server: 300 €/Monat
- Support: 2.400 €/Monat
= 12.300 €/Monat Gewinn (vor Steuern)

ROI: 80.000 € / 12.300 € = 6,5 Monate

Hinweis: SaaS-Serverkosten meist 1-5% vom Umsatz bei gesundem ARPU (Average Revenue Per User).


5. Wartungsvertrag (jährlich)

Prinzip: Kunde zahlt jährlich für Bugfixes, OS-Updates, Security-Patches.

WICHTIG: Bei Enterprise-Lizenz ist Wartung in den ersten 12-36 Monaten verpflichtend (verhindert Support-Hölle: Kunde kauft Lizenz ohne Wartung → iOS 18 kommt → App crasht → “Das ist Erpressung!”).

Vorteile:

  • Planbare Einnahmen (wiederkehrend)
  • Support budgetiert (nicht unbegrenzt)
  • Kunde bleibt aktuell (iOS/Android-Updates)

Nachteile:

  • Wartungsaufwand variiert (iOS 18 → mehr Arbeit als iOS 17.5)
  • Kunde kann kündigen (dann: App veraltet)

Typische Struktur:

WartungspaketPreis/JahrLeistungen
Basic10-15% der LizenzBugfixes (Critical), OS-Updates (Major)
Standard15-20% der Lizenz+ Feature-Requests (Minor), Security-Patches
Premium20-25% der Lizenz+ SLA (24h Response), Hotline-Support

Beispiel:

Lizenz: 60.000 €
Wartung (Standard): 20% = 12.000 €/Jahr

Leistungen:
- Bugfixes (Critical/High innerhalb 48h)
- OS-Updates (iOS/Android Major-Versionen)
- Security-Patches (bei Bedarf)
- 2 Feature-Requests/Jahr (je max. 2 Entwicklertage)

Realität-Check:

Wartung: 12.000 €/Jahr
Tatsächlicher Aufwand (Durchschnitt):
- iOS/Android-Updates: 5-8 Tage/Jahr = 6.000-9.000 €
- Bugfixes: 2-4 Tage/Jahr = 2.400-4.800 €
- Security-Patches: 1-2 Tage/Jahr = 1.200-2.400 €
Gesamt: 9.600-16.200 €/Jahr

→ Manche Jahre Gewinn, manche Break-Even
→ Über 3 Jahre: meist Break-Even bis leichter Gewinn

6. White-Label-Lizenz

Prinzip: Partner kauft App und verkauft sie unter eigener Marke weiter.

Vorteile:

  • Sehr hohe Einmalzahlung (50.000-200.000 €)
  • Skalierung ohne eigenen Vertrieb (Partner übernimmt Sales)
  • Wiederkehrende Einnahmen (Partner zahlt pro verkaufte Lizenz)

Nachteile:

  • Partner-Management aufwändig (Schulung, Support)
  • Marken-Kontrolle weg (Partner kann App “verbrennen”; Brand-Guardrails & Release-Freigaben vertraglich fixieren)
  • Revenue-Share komplex (Abrechnungsmodelle)

Typische Struktur:

White-Label-Lizenz: 80.000-150.000 € (Einmalzahlung)
+ Revenue-Share: 15-30% pro verkaufte End-Lizenz
oder
+ Jährliche Partner-Gebühr: 10.000-20.000 €/Jahr

Use Cases:

  • Security-Firmen (Wächterkontrolle als White-Label)
  • IT-Systemhäuser (CRM/ERP-Apps weiterverkaufen)
  • Branchen-Verbände (Standard-App für Mitglieder)

Beispiel:

Partner A kauft White-Label-Lizenz: 100.000 €
Partner verkauft App 10× à 25.000 € = 250.000 €
Revenue-Share (20%): 50.000 €

Deine Einnahmen: 100.000 € + 50.000 € = 150.000 €
Partner-Gewinn: 100.000 € (nach Abzug deiner Share)

Real Cases: Monetarisierung in der Praxis

Case 1: Wächterkontrollsystem (Enterprise-Lizenz)

Projekt:

  • GPS-Tracking, QR/NFC-Check-Ins, Totmann-Feature
  • 50 Geräte (Smartphones für Wächter)
  • On-Premise-Deployment (Daten bleiben in Firma)

Entwicklungskosten: 85.000 €

Monetarisierungsstrategie:

Enterprise-Lizenz (50 Geräte): 95.000 € (Einmalzahlung)
+ Wartungsvertrag (Jahr 1-3): 18.000 €/Jahr (19%)

Einnahmen Jahr 1: 95.000 € + 18.000 € = 113.000 €
Einnahmen Jahr 2-3: je 18.000 €

Gesamt 3 Jahre: 149.000 €
Gewinn: 64.000 € (nach Abzug Entwicklung + Wartungsaufwand)

Preisrechtfertigung:

  • Entwicklung: 85.000 €
  • Gewinnmarge: 12% (auf Lizenz)
  • Wartung: kostendeckend (Aufwand ~15.000 €/Jahr)

Learnings:

  • ✅ Kunde wollte On-Premise → Enterprise-Lizenz perfekt
  • ✅ Wartungsvertrag = planbare Einnahmen
  • ⚠️ Wartungsaufwand höher als erwartet (iOS 17 → 18 Migration = 6 Tage statt 3)

Case 2: Inventur-Scanner (Per-Device-Lizenz)

Projekt:

  • Barcode/RFID-Scanner
  • Offline-First (SQLite)
  • 100 Scanner-Geräte im Lager

Entwicklungskosten: 72.000 €

Monetarisierungsstrategie:

Per-Device-Lizenz: 800 €/Gerät/Jahr
100 Geräte × 800 € = 80.000 €/Jahr

+ Wartung: 12.000 €/Jahr (15%)

Einnahmen Jahr 1: 80.000 € + 12.000 € = 92.000 €
ROI: 72.000 € / 92.000 € = 0,78 Jahre (9,4 Monate!)

Gewinn ab Jahr 2: 80.000 € - 12.000 € (Wartung) - 10.000 € (Support) = 58.000 €/Jahr

Preisrechtfertigung:

  • Vergleich: Hardware-Scanner kosten 2.000-5.000 € (Einmalzahlung)
  • 800 €/Jahr für Software = günstig (Hardware amortisiert sich in 3-6 Jahren)
  • Kunde spart: Keine Capex, nur Opex (steuerlich besser)

Learnings:

  • ✅ Per-Device einfacher als Per-User (klare Device-IDs)
  • ✅ Kunde akzeptiert höhere Preise (weil Hardware-Ersparnis)
  • ⚠️ Lizenz-Server nötig (Aufwand: +3.000 €)

Case 3: Mensa-NFC-App (SaaS-Subscription)

Projekt:

  • NFC-Check-in für 2.000 Studenten
  • Cloud-Backend (Master-Slave-Setup)
  • Analytics-Dashboard für Mensaleitung

Entwicklungskosten: 45.000 €

Monetarisierungsstrategie:

SaaS-Subscription: 400 €/Monat (Professional-Plan)
+ Setup-Fee (Einmalzahlung): 5.000 €

Einnahmen Jahr 1: 5.000 € + (12 × 400 €) = 9.800 €
Einnahmen Jahr 2-3: je 4.800 €

Gesamt 3 Jahre: 19.400 €
Server-Kosten 3 Jahre: 3.600 € (100 €/Monat)
Netto: 15.800 €

Gewinn: 15.800 € - 45.000 € = -29.200 € (Verlust!)

Problem: ROI zu lang (>7 Jahre bei 1 Kunde).

Lösung: Skalierung

10 Mensen × 400 €/Monat = 4.000 €/Monat = 48.000 €/Jahr
- Server: 300 €/Monat = 3.600 €/Jahr
- Support: 1 Tag/Monat = 14.400 €/Jahr
Netto: 30.000 €/Jahr

ROI: 45.000 € / 30.000 € = 1,5 Jahre ✅

Learnings:

  • ⚠️ SaaS funktioniert nur bei Skalierung (mehrere Kunden)
  • ✅ Setup-Fee reduziert Risiko (Erstentwicklung teilweise gedeckt)
  • ✅ Wartung inkludiert (keine separaten Verträge)

Pricing-Strategien: Wie viel kann ich verlangen?

1. Value-Based Pricing (empfohlen für B2B)

Prinzip: Preis basiert auf Kundenwert, nicht auf Kosten.

Formel (sichtbar):

Preis ≈ (jährliche Kundenersparnis × 0,5…0,8) bei 12–24 Monaten ROI-Ziel

Detailliertes Beispiel Inventur-Scanner:

Kundenersparnis / ROI-Zeit = maximaler Preis

Beispiel Inventur-Scanner:
- Manuelle Inventur: 5 Mitarbeiter × 3 Tage × 200 €/Tag = 3.000 €
- Mit App: 2 Mitarbeiter × 1 Tag × 200 €/Tag = 400 €
Ersparnis: 2.600 € pro Inventur

Bei 4 Inventuren/Jahr: 10.400 € Ersparnis
→ Maximaler Preis (1 Jahr ROI): ~10.000 €
→ Realistischer Preis (2 Jahre ROI): ~5.000 €/Jahr

Vorteile:

  • ✅ Höhere Preise möglich (wenn ROI nachweisbar)
  • ✅ Kunde zahlt gerne (weil Mehrwert klar)

Nachteile:

  • ❌ ROI schwer zu beweisen (subjektive Faktoren)
  • ❌ Verhandlungen aufwändig

2. Cost-Plus Pricing (einfach, aber riskant)

Prinzip: Entwicklungskosten + Gewinnmarge.

Formel (Untergrenze):

Mindestpreis = Entwicklung × 1,3–1,5 (Marge & Risiko)
→ Nie darunter pitchen!

Detailliert:
Entwicklungskosten × (1 + Gewinnmarge) = Preis

Beispiel:
Entwicklung: 60.000 €
Gewinnmarge: 50%
Preis: 60.000 € × 1,5 = 90.000 €

Vorteile:

  • ✅ Einfach zu berechnen
  • ✅ Gewinn garantiert

Nachteile:

  • ❌ Ignoriert Kundenwert (kann zu günstig sein!)
  • ❌ Bei Skalierung: Gewinn zu hoch (oder zu niedrig)

Best Practice: Nur als Untergrenze nutzen (nie billiger als Cost-Plus).


3. Competitor-Based Pricing

Prinzip: Preis orientiert sich an Konkurrenz.

Formel:

Konkurrenz-Preis ± Differenzierung = dein Preis

Beispiel:
Konkurrenz: Inventur-Scanner-App für 1.200 €/Gerät/Jahr
Deine App: Bessere Offline-Funktionalität + SQLite
Preis: 1.000 €/Gerät/Jahr (17% günstiger, aber Feature-Vorteil)

Vorteile:

  • ✅ Marktgerecht (Kunde kann vergleichen)
  • ✅ Einfach zu argumentieren

Nachteile:

  • ❌ Race-to-the-Bottom (Preiskrieg)
  • ❌ Deine Kosten ignoriert

Best Practice: Nur wenn Konkurrenz direkt vergleichbar ist (gleiche Features).


Vertragsmodelle: SLAs, AVV, Wartung

SLA (Service Level Agreement)

Was ist ein SLA?

Vertragliche Zusage über:

  • Response-Zeit (wie schnell wird Support-Ticket beantwortet?)
  • Uptime (wie viel Prozent Verfügbarkeit?)
  • Fix-Zeit (wie schnell wird Bug behoben?)

Typische SLAs:

Ticket-PrioritätResponse-ZeitFix-ZeitBeispiel
Critical (App crasht)4 Stunden24 StundenLogin funktioniert nicht
High (Feature kaputt)24 Stunden72 StundenExport-Button crasht
Medium (UX-Bug)72 Stunden2 WochenButton verschoben
Low (Kosmetik)1 WocheBest-EffortTippfehler in Text

Uptime-SLA:

99,9% Uptime = 8,76 Stunden Downtime/Jahr
99,5% Uptime = 43,8 Stunden Downtime/Jahr
99,0% Uptime = 87,6 Stunden Downtime/Jahr

Pricing:

Wartung ohne SLA: 12.000 €/Jahr (15%)
Wartung mit SLA (99,5%): 16.000 €/Jahr (20%)
Wartung mit SLA (99,9%): 20.000 €/Jahr (25%)

SLA-Aufpreis-Erklärung: Der Aufpreis korreliert mit 24/7-Rufbereitschaft & Uptime-SLO – nicht mit Featureumfang.


AVV (Auftragsverarbeitungsvertrag)

Wann Pflicht?

Bei personenbezogenen Daten (DSGVO Art. 28).

Was regelt AVV?

  • Datenschutz-Verantwortlichkeiten
  • Technische/organisatorische Maßnahmen (TOMs)
  • Sub-Auftragsverarbeiter (z.B. AWS, Hetzner)
  • Löschkonzept

Kosten:

AVV-Erstellung: 0 € (Standard-Vorlage)
Rechtsanwalt-Review: 500-1.500 € (einmalig)
DSGVO-Audit (extern): 2.000-5.000 € (optional)

Tipp: AVV ist Standard bei B2B-Apps. Immer mitliefern.


Wartungsvertrag-Template

Mindest-Inhalte:

1. Laufzeit: 1 Jahr, automatische Verlängerung (3 Monate Kündigungsfrist)
2. Leistungen:
   - OS-Updates (iOS/Android Major-Versionen)
   - Bugfixes (Critical/High innerhalb SLA)
   - Security-Patches (bei Bedarf)
   - 2 Feature-Requests/Jahr (je max. 2 Tage)
3. Nicht inkludiert:
   - Neue Features (>2 Tage Aufwand = Change Request zum Stundensatz)
   - Design-Änderungen
   - Integration neuer APIs
4. SLA (optional): 24h Response bei Critical-Bugs
5. Preis: 12.000 €/Jahr (netto, Zahlung jährlich im Voraus)
6. Preisanpassung: Indexierung bis 5%/Jahr (Inflationsausgleich)

Freemium & Trial: Einstieg für Enterprise

Freemium funktioniert NICHT bei B2B – außer als Lead-Generator.

Trial-Strategie (empfohlen)

Prinzip: Kostenlose Testphase (14-30 Tage) → dann Kauf.

Best Practices:

  • Kreditkarte NICHT vorher (reduziert Friction)
  • Feature-Limits (z.B. 5 User, 100 Scans)
  • Automatisches Onboarding (User sieht Wert sofort)
  • Sales-Call nach 7 Tagen (hilft bei Conversion)

Conversion-Raten:

Trial-DesignConversion-RateTipps
Self-Service Trial (kein Kontakt)5-10%Für SaaS (niedriger Preis)
Sales-Assisted Trial (Demo-Call)20-40%Für Enterprise (hoher Preis)
Freemium → Paid2-5%Nur bei sehr vielen Usern (10.000+)

Beispiel Sales-Assisted Trial:

Tag 1: User registriert sich → bekommt Trial-Zugang (30 Tage)
Tag 3: Automated E-Mail: "Wie läuft's? Hier sind Tipps!"
Tag 7: Sales-Call: "Wollen Sie eine Demo? Haben Sie Fragen?"
Tag 14: Reminder: "Noch 16 Tage Trial. Interesse an Kauf?"
Tag 28: Finale Reminder: "Trial läuft morgen aus. Jetzt kaufen?"
Tag 30: Trial endet → App read-only (oder komplett gesperrt)

Conversion: 30-40% bei aktiven Usern (die App wirklich nutzen).


Häufige Pricing-Fehler

Fehler 1: Zu günstig (aus Angst)

Problem: “Konkurrenz nimmt 500 €, ich nehme 300 €” → Race-to-the-Bottom.

Realität:

Entwicklung: 60.000 €
Preis: 300 €/Jahr
ROI: 60.000 / 300 = 200 Kunden nötig (!)

Bei 500 €: 120 Kunden nötig
Bei 1.000 €: 60 Kunden nötig

Lösung: Value-Based Pricing – Preis an Kundenwert orientieren, nicht an Angst.


Fehler 2: Keine Wartung mitverkauft

Problem: Kunde kauft Lizenz, lehnt Wartung ab → iOS 18 kommt → App crasht → Support-Hölle.

Realität:

Lizenz ohne Wartung: 50.000 €
iOS 18 kommt → App crasht
Kunde ruft an: "Fixe das!"
Du: "Kein Wartungsvertrag → 150 €/Stunde"
Kunde: "Das ist Erpressung!"
→ Konflikt, schlechte Reviews

Lösung: Wartung Pflicht für erste 1-3 Jahre (im Lizenzpreis inkludiert oder separat).


Fehler 3: Unbegrenzte Support-Leistungen

Problem: “Support inkludiert” ohne SLA → Kunde ruft 50× an → du arbeitest umsonst.

Lösung:

Wartungsvertrag mit klaren Grenzen:
- Bugfixes: Ja (Critical/High)
- Feature-Requests: Max. 2×/Jahr (je 2 Tage)
- Support-Calls: Max. 4 Stunden/Quartal
- Darüber hinaus: 150 €/Stunde

Fehler 4: Keine Preiserhöhungen

Problem: Inflation 3%/Jahr → deine Kosten steigen → Preis bleibt → Gewinn schrumpft.

Lösung:

Wartungsvertrag: "Preis kann jährlich um max. 5% steigen (Inflationsausgleich)"
Lizenz-Preise: Jährlich prüfen, ggf. anpassen (bei Neukunden)

Kostenaufschlüsselung: Was kostet Entwicklung vs. was kann ich verlangen?

Entwicklungskosten (typisch)

App-TypEntwicklungWartung (Jahr 1)Gesamt
MVP (3-5 Features)20.000-40.000 €3.000-6.000 €23.000-46.000 €
Standard Business-App50.000-90.000 €8.000-18.000 €58.000-108.000 €
Komplexe App (Hardware, Offline)80.000-150.000 €15.000-30.000 €95.000-180.000 €

Verkaufspreise (Empfehlungen)

App-TypEnterprise-LizenzPer-User (50 User, jährlich)SaaS (monatlich)
MVP30.000-60.000 €400-800 €/User → 20.000-40.000 €200-500 €/Monat
Standard Business-App70.000-130.000 €600-1.200 €/User → 30.000-60.000 €400-1.200 €/Monat
Komplexe App120.000-220.000 €800-1.500 €/User → 40.000-75.000 €800-2.500 €/Monat

Gewinnmarge: 30-50% (nach Entwicklung + 3 Jahre Wartung).


Checkliste: Monetarisierungsstrategie definieren

Vor Projektstart

  • Zielgruppe definiert: B2B oder B2C? Enterprise oder KMU?
  • Use Case analysiert: Welchen Wert bringt die App? (ROI berechnen)
  • Konkurrenz recherchiert: Was verlangen andere? (Competitor-Pricing)
  • Monetarisierungsmodell gewählt: Lizenz, Per-User, Per-Device, SaaS?
  • Wartungsvertrag geplant: Wie viel %? Welche Leistungen?

Pricing-Strategie

  • Value-Based Pricing: ROI-Kalkulation gemacht? (Kundenersparnis)
  • Cost-Plus als Untergrenze: Entwicklung × 1,3-1,5 = Mindestpreis
  • Competitor-Pricing: Marktpreise gecheckt (zu teuer/zu günstig?)
  • Gewinnmarge realistisch: 30-50% nach 3 Jahren?

Vertragsmodelle

  • SLA definiert: Response-Zeiten, Fix-Zeiten, Uptime?
  • AVV vorbereitet: Bei personenbezogenen Daten Pflicht (DSGVO)
  • Wartungsvertrag-Template: Laufzeit, Leistungen, Preis?
  • Kündigungsfristen: 3-6 Monate (Standard bei B2B)
  • Preisanpassung: Indexierung bis 5%/Jahr (Inflationsausgleich) vertraglich fixiert

Nach Launch

  • Pricing testen: Conversion-Rate messen (Trial → Kauf)
  • Churn analysieren: Wie viele Kunden kündigen? Warum?
  • Upselling: Können Kunden auf höheren Plan upgraden?
  • Preis-Anpassungen: Jährlich prüfen (Inflation, Marktwert)

Fazit: Monetarisierung ist Strategie, kein Zufall

Die wichtigsten Learnings:

  • Monetarisierung in Discovery-Phase planen (nicht beim Launch)
  • B2B: Enterprise-Lizenz + Wartungsvertrag = stabilste Einnahmen
  • Value-Based Pricing (ROI für Kunde nachweisen)
  • SaaS funktioniert nur bei Skalierung (viele Kunden nötig)
  • Wartung immer mitverkaufen (sonst Support-Hölle)
  • SLAs schützen dich (begrenzte Support-Leistungen)
  • Preiserhöhungen einplanen (Inflationsausgleich)

Goldene Regel: Preis = Kundenwert, nicht deine Kosten. Wer 10.000 € Ersparnis bringt, darf 5.000 € kosten.


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